Imperial Radch 2: Die Mission by Ann Leckie

Imperial Radch 2: Die Mission by Ann Leckie

Autor:Ann Leckie [Leckie, Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783641171148
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2016-02-01T12:44:18+00:00


12

DER HIMMEL VON ATHOEK WAR VON EINEM klaren Blau, hier und dort von hellen Streifen durchzogen – die sichtbaren Teile des Wetterkontrollnetzes des Planeten. Einige Stunden lang waren wir über Wasser geflogen, blaugrau und flach, doch nun ragten Berge auf, braun und grün unter uns, schwarz und grau und auf den Gipfeln von Eis durchzogen. »Noch etwa eine Stunde, Flottenkapitänin, Bürgerin«, sagte die Pilotin. Am Fuß des Weltraumlifts hatten uns zwei Flieger erwartet. Nach einigem Hin und Her, dirigiert von Kalr Fünf, saßen Fosyf und Raughd schließlich im anderen, zusammen mit Kapitänin Hetnys und der Hilfseinheit der Schwert der Atagaris, die sie begleitete. Sowohl Kapitänin Hetnys als auch ich waren in voller Trauer – das Haar, das wir uns rasiert hatten, war kaum nachgewachsen, keine Kosmetik, nur ein breiter weißer Streifen, den wir uns diagonal über das Gesicht gemalt hatten. Sobald die Trauerzeit vorbei war, würde sich Übersetzerin Dliques Gedenknadel zu Leutnantin Awns schlichter Goldbrosche an meiner Jacke gesellen: ein zwei Zentimeter großer Opal mit silberner Fassung, in die groß und deutlich Übersetzerin Dlique Zeiat Presger graviert war. Es waren die einzigen Namen, die wir kannten und benutzen konnten.

Auf dem Platz neben mir, schweigsam während der ganzen bisherigen Reise – nachdem sie zwei Tage lang tatsächlich nicht mehr als das absolut Notwendige gesagt hatte –, saß Sirix Odela. Durch meinen Wunsch, dass sie uns begleitete, waren die Gärten unterbesetzt, und theoretisch hätte sie es ablehnen können. Doch in Wirklichkeit blieb ihr kaum eine andere Wahl. Ich vermutete, dass ihre Wut es ihr unmöglich machte, etwas zu sagen, ohne die Bedingungen ihrer Umerziehung zu verletzen, dass jeder Versuch, es zu tun, ihr großes Unbehagen bereitete. Also bedrängte ich sie nicht weiter, auch nicht, als es sich bis in den zweiten Tag hinein erstreckte.

»Flottenkapitänin«, sagte Sirix. Endlich. Mit heller Stimme, damit sie durch den Lärm des Fliegers mein Ohr erreichte, aber nicht bis nach vorn, wo die Pilotin saß. »Warum bin ich hier?« Ihr Tonfall war äußerst beherrscht – eine Beherrschung, die zweifellos hart erarbeitet war.

»Sie sind hier«, sagte ich in gleichmäßigem, sachlichem Tonfall, als hätte ich nichts von der Wut und der Verzweiflung bemerkt, die in der Frage mitschwangen, »um mir zu sagen, was Bürgerin Fosyf mir nicht sagt.«

»Warum glauben Sie, ich wäre bereit oder in der Lage, Ihnen irgendetwas zu sagen, Flottenkapitänin?« Sirix’ Stimme wurde ein klein wenig schärfer, als sie die Grenze dessen streifte, was sie aussprechen konnte, ohne Unbehagen zu empfinden.

Ich drehte den Kopf zu ihr herum. Sie starrte geradeaus, als würde meine Reaktion sie nicht im Geringsten berühren. »Gibt es unten Familienmitglieder, die Sie besuchen möchten?« Sie kam vom Planeten, hatte Verwandte, die auf Teeplantagen arbeiteten. »Ich bin mir sicher, dass ich es arrangieren könnte.«

»Ich bin …« Sie zögerte. Schluckte. Irgendwie war ich zu weit gegangen. »Ohne Familie. Sozusagen.«

»Aha.« Sie hatte durchaus einen Hausnamen und konnte somit rechtlich nicht ohne Haus sein. »Sie tatsächlich aus der Familie zu werfen, wäre zu viel der Schande gewesen. Aber vielleicht haben Sie noch diskreten Kontakt zu irgendwem? Einer Mutter, einer Schwester?« Zumal Kinder für gewöhnlich Eltern aus mehr als einem Haus hatten.



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